Kein Lebewesen auf dieser Welt kommt mit einer Grundaggressivität auf die Welt. Diese entwickelt sich erst im Laufe des Lebens – bei Menschen sowie auch bei unseren vierbeinigen besten Freunden: den Hunden. Bei beiden Gruppen gibt es unschöne und extrem gefährliche Situationen, die aufgrund von aggressivem Verhalten ausgelöst werden. Hunde, genauer gesagt einige spezielle Hunderassen, tragen sogar das Image des “Kampfhundes” mit sich. Medienberichte von Hundeattacken auf andere Hunden oder sogar Menschen tragen zur Verbesserung dieses Images nicht wirklich bei. Aber woher kommt die Aggressivität bei Hunden und was kann man als Hundehalter dagegen tun? Wir geben dir hier Auskunft zu diesem oftmals schwierigen Thema.
Warum verhält sich mein Hund aggressiv?
Aggressivität ist kein Grundzug im Charakter eines Hundes, es ist aber auch kein Fehlverhalten. Prinzipiell setzt ein Hund Aggressivität ein, wenn er sich verteidigen möchte – sie wird quasi zum Überlebensinstinkt. Nachdem es unsere Hunde meist sehr wohlig und warm haben und sie ihr Futter nicht jagen müssen, sondern es im Napf präsentiert bekommen, ist für den “modernen Hund” von heute das Jagen nicht mehr zwingend notwendig. Aggression entsteht daher aufgrund von anderen Faktoren:
Falsche oder gar keine Sozialisation
Der Hund ist als Welpe nie mit anderen Hunden oder sogar Menschen sozialisiert worden. Daher entsteht im Alter hohes Konfliktpotential.
Scharfmachen des Hundes
“Waldi, fass!” Genau solche Kommandos sind ebenfalls ein großes Problem in der Aggressionsförderung des Hundes. Der Hund wird als Waffe verwendet. Der Hundehalter weist in diesem Fall ein niedriges Selbstwertgefühl auf, das er in irgendeiner Form kompensieren möchte.
Angst
Wenn ein Hund schlechte bzw. traumatische Erfahrungen mit etwas gemacht hat, möchte er sich in solchen Situationen verteidigen.
Falscher Jagdtrieb
Bei dieser Situation sind oftmals Jogger bzw. Radfahrer der Auslöser für den Vierbeiner. Ein Hund nimmt eine schnelle Bewegung wahr und glaubt, dass es sich dabei um Beute handelt. Der Jagdtrieb setzt ein, der Hund läuft dem Objekt nach und beißt womöglich zu.
Neurologische Probleme oder Tollwut
Gesundheitliche Ursachen gibt es auch im Zusammenhang mit Aggressionen, diese treten jedoch nicht so oft auf. Neurologische Probleme sind oftmals Veränderungen im Hirn, die aggressives Verhalten auslösen. Tollwut ist sogar noch seltener, kann jedoch ebenfalls die Ursache für Aggressionen sein.
Was noch erwähnt werden soll, ist, dass nicht der Hund die Verantwortung trägt, sondern der Halter. Du brauchst dir deswegen keine Vorwürfe machen, es kann natürlich auch sein, dass du für die schlechten Erfahrungen des Hundes nichts kannst. Zum Beispiel, wenn du deinen Hund aus einem Tierheim geholt hast, kannst du nicht wissen, was deinem Tier widerfahren ist. Sei dir dessen bewusst und hole dir zur Not Hilfe.
Sind manche Hunderassen aggressiver als andere?
Prinzipiell kann diese Behauptung nicht bestätigt werden. Wie schon zuvor erwähnt, sind Hunde nicht von Geburt an aggressiv. Es gibt Hunderassen, die eine höhere Beißkraft, eine niedrigere Reizschwelle oder einen höheren Schutztrieb haben, aber im Endeffekt kommt es auf den Halter an, wie er mit dieser Rasse und vor allem mit dem Hund persönlich umgeht.
Hunde sind lernfähige Tiere und daher kann man ihnen lernen, wie man sich in gewissen Situationen verhält. Das heißt somit nicht, dass Rassen wie Pitbulls, Staffordshire-Terrier oder Rottweiler aggressive Tiere sind. Auch ein kuscheliger Golden Retriever kann in falscher Haltung oder mit schlechter Vergangenheit aggressives und gefährliches Verhalten zeigen.
Wie zeigt mein Hund, dass er aggressiv ist?
Er zeigt es dir mit seiner Körpersprache. Wenn ein Hund attackiert, macht er das selten ohne Vorwarnung. Anzeichen für ein aggressives Verhalten sind zum Beispiel die Zähne. Wenn ein Hund aggressiv ist, fletscht er die Zähne, zieht die Lefzen hoch und knurrt.
An der Körperhaltung kann ebenfalls ein unnatürliches Verhalten abgelesen werden. Angespannte Körpersprache, aufgestelltes Nackenfell, angelegte Ohren und ein runder Rücken sind meistens Anzeichen für Aggression. Achte bei deinem Hund auf solche Signale. Wenn sie auftreten, dann versuche dich sich zu entfernen bzw. die Situation zu beruhigen. Denn ein Hundeangriff kommt meistens nicht ohne Vorwarnung. Wenn man nicht auf die Signale reagiert, kann es böse enden.
Wie reagiere ich, wenn ich auf einen aggressiven Hund treffe?
Deeskalation ist das Stichwort. Wenn Sie ohne Vorwarnung auf einen aggressiven Hund treffen, versuchen Sie die Situation zu beruhigen. Hier ein paar Tipps, wie Sie am besten reagieren:
Laufe nicht weg
Wenn Sie schnell davonlaufen, setzt der Jagd- bzw. Verfolgungstrieb des Hundes ein und er wird Ihnen nachlaufen. Daher bleiben Sie am besten stehen, schreien Sie nicht und machen Sie keine unkontrollierten Bewegungen mit Armen oder Beinen.
Schaue dem Hund nicht in die Augen
Wende deinen Blick vom Hund ab und drehe dich weg. Am besten stellst du dich seitlich zum Hund hin.
Bringe ein Objekt zwischen dich und den Hund
Wenn die vorherigen Maßnahmen nichts helfen und der Hund trotzdem versucht dich zu attackieren, suche schnell nach einem Objekt, dass du vor deinen Körper bringen kannst, wie einen Stock, einen Rucksack oder eine Handtasche.
Was mache ich, wenn mein Hund aggressives Verhalten zeigt?
Zuerst muss geklärt werden, was die Ursache für die Aggression des Hundes ist. Nur wer den Ursprung kennt, kann das Problem wirksam erkennen und bekämpfen.
Wenn man herausgefunden hat, wo der Kern der Aggression liegt, kann dagegen gesteuert werden. Am besten in dem man diese Situationen vermeidet. Ein Beispiel: Wenn dein Hund auf andere Hunde negativ reagiert, wird es der nächste Schritt sein, dass du ihn nicht mit anderen Hunden in Kontakt bringst. In der Zwischenzeit versuche ihn auf Ihre Hörzeichen zu sensibilisieren, damit er in jeder Situation abrufbereit ist. Danach kann der dritte Schritt gemacht werden und zwar ein gezieltes Training in der Hundeschule oder mit einem Hundetrainer.
Es ist nie ein Fehler sich professionelle Hilfe zu holen, besonders nicht in solch einer Situation. Der Hundetrainer bzw. der Anti-Aggressionstrainer wird mit dir und deinem Hund ein Training absolvieren, wo ihr gemeinsam versuchen werdet, Stresssituationen zu meistern. Der Besuch einer Hundeschule wird nicht nur deinem Hund helfen, Aggressionspotential abzubauen, sondern auch dir. Du lernst deinen Hund besser kennen und lernst, wie du in schwierigen Situationen die Führung übernehmen kannst. Wir wünschen dir und deinem Vierbeiner alles Gute!